Chronik des Ortes und der Gemeinde Bad Kleinen
1178 |
Erste urkundliche Erwähnung des Ortes: Papst Alexander III. bestätigt die Zugehörigkeit des Dorfes „Cline“ zum Bistum Schwerin. |
12. und 13. Jahrhundert |
Cline gehört zum Kirchspiel Hohenviecheln Das Wort Kirchspiel bezeichnet den geografischen Einzugsbereich einer Kirchengemeinde |
1272 | Der Name ändert sich von „Cline“ über „Klinen“ zu „Clene“ (slawischer Ursprung: Kline heißt Keil, Eckstück des Ackers) |
16. Jahrhundert | Bau des „Schiffsgraben“ (dem späteren „Wallensteingraben“) … |
1531 | Baubeginn unter Herzog Albrecht VII, Verlauf vom Schweriner See bei Hohen Viecheln bis zum Lostener See |
1565 |
Herzog Johann Albrecht I. von Mecklenburg veranlasst ein Gutachten durch Tilemann Stella und lässt durch ihn einen Plan für einen Kanal mit 12 Schleusen anfertigen, der den nördlichen Schweriner See mit Wismar verbinden sollte. |
10. Juni 1577 | „Erster Spatenstich“ für den Kanalbau. |
1594 | Soll ein Lüneburger Lastkahn den Kanal befahren haben. Der Ausbau wurde aus Geldmangel eingestellt und die bereits fertig gestellten Teile verfielen Die heute übliche Bezeichnung „Wallensteingraben“ (ab 1876) geht auf den Feldherrn Wallenstein zurück, der ab 1629 kurzzeitig Herzog von Mecklenburg war. Ihm war sicherlich die strategische Bedeutung einer solchen Wasserstraße bewusst, aber eine Beziehung Wallensteins zu dem Kanal ist nicht belegt. |
1593 | Kleinen gehört zum Kirchspiel Gallentin |
1600 |
Kleinen ist ein Bauerndorf mit 14 Hufen, das von 6 Bauern und einem Kossaten (sog. „Viertelbauer“) bewirtschaftet wird. Es gibt eine eigene Kirche und einen Begräbnisplatz, vermutlich in Gallentin. Hube oder Hufe ist ein vom 9. bis 18. Jahrhundert verwendetes Flächenmaß. Die Fläche variierte je nach Land und Bodentyp zwischen 5 und 30 Hektar. Die Hufe diente dabei auch als Bemessungseinheit zur Erhebung der herrschaftlichen Abgaben und Dienste. |
1618 bis 1648 Dreißigjähriger Krieg | Beim Rückzug der Schweden nach Wismar werden drei Bauernstellen von den mecklenburgisch-brandenburgisch-kaiserlichen Truppen vernichtet. In Folge von Plünderungen und Krankheiten ist der größte Teil der Einwohner dem Krieg zum Opfer gefallen oder geflüchtet. |
1648 | Der Westfälischer Friede beendet den dreißigjährigen Krieg – Wismar, Poel, Amt Neukloster und der Warnemünder Zoll fallen an Schweden. |
1669 | In Kleinen leben 36 Einwohner, es existieren 5 Bauernstellen |
1708 | Ersterwähnung einer eigenen Schule, das Land teilt sich in Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz |
1770 | Bau des ersten Schulhauses |
Ende 18. Jahrhundert | Es gibt 8 Bauernstellen mit etwa 25 Gebäuden, Übergang von der Waldmast zur Stallhaltung von Schweinen. |
Anfang 19. Jahrhundert |
Kleinen hat 117 Einwohner. In Folge der „Franzosenzeit“ sind die Verwüstungen so groß, dass eine Neuaufteilung der Ländereien notwendig wird. Es werden 6 Bauernstellen, zwei Büdnereien, eine Schule, eine Gastwirtschaft und andere Gebäude errichtet. |
1810 | Der Ort hat 238 Einwohner |
1830 | Die Chausseen Schwerin – Zickhusen und Schwerin – Warin werden gebaut, damit wird Kleinen vom Durchgangsverkehr abgeschnitten. |
1834 | Weiterbau der Chaussee Schwerin – Wismar ab Zichkusen |
1848 | Kleinen wird Eisenbahnstation. Nachdem 1846 das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin mit der Berlin-Hamburger Eisenbahn seinen ersten Bahnanschluss bekam, wurde am 1. Mai 1847 die Verbindung Hagenow–Holthusen–Schwerin eröffnet. |
12. Juli 1848 | erfolgte dann Eröffnung der Verlängerung über Kleinen nach Wismar. Das ehemalige Bauerndorf verändert sich damit gravierend: Kaufleute und besonders das Bahnpersonal siedeln sich mit ihren Bahndiensthäuschen an. |
1850 | Eröffnung der Bahnlinie Kleinen – Bützow – Rostock mit Abzweig Bützow – Güstrow Damit wird Kleinen zum Eisenbahnknotenpunkt |
1854 | Höhepunkt der Auswanderung aus Mecklenburg (bis über 1,6 % der Landesbevölkerung im Jahr) Von 1850 – 1900 verließen etwa 250.000 Mecklenburger ihre Heimat (Mecklenburg-Schwerin hatte 1875 ca. 550.000 Einwohner, Mecklenburg-Strelitz etwa 95.000) davon gingen etwa 200.000 nach Übersee, vorzugsweise in die USA. Damit war Mecklenburg das Land, das im Verhältnis zu seiner Bevölkerung den höchsten Prozentsatz an Auswanderern stellte. In anderen Ländern gab es nichts Vergleichbares. |
1862 | Der Herzog von Mecklenburg lässt die Wasserheilanstalt Kleinen für seine auserwählten Gäste bauen. |
1863 | Die Linde auf dem Bahnhofsvorplatz wird gepflanzt |
1867 | Eröffnung der Bahnlinie Kleinen – Lübeck |
1879 | Kleinen gehört zum Amt Wismar |
1881 | Eisenbahnhof, 5 Erbpächter (ein Ziegler), drei Büdner (ein Schmied), 7 Häusler, Schule, Industrieschule, zum Hausgut gehörig (aber zur Gemeinde), ein Erbpächter (Ziegler), zwei Häusler, 247 Einwohner. |
1882 | Eine weitere Auswanderungswelle erfasst das Land (bis über 1 % der Landesbevölkerung im Jahr) |
1887 | Die Gaststätte Waldeck wird erbaut |
1889 | Das Waldhotel wird erbaut |
1890 | Der Ort hat 367 Einwohner, Kleinen erhält eine eigene Poststation |
1895 | Der Arzt Dr. Armin Steyertal übernimmt die Leitung der Wasserheilanstalt, die regen Zuspruch findet. |
1895 | Schloss Willigrad wird erbaut und die zweite Schule in Kleinen errichtet |
1896 | Der Eiertunnel wird erbaut |
1898 | 473 Einwohner (294 Erwachsene, 179 Kinder), drei Erbpächter, zwei Büdner, 22 Häuslereien, ein Lehnhof, eine Wasserheilanstalt, eine Gast- und Schankwirtschaft, zwei Häusler, zwei Schulen und eine Industrieschule |
1901 | Kleinen hat 497 Einwohner, fünf Erbpächter, drei Büdner (ein Schmied), 20 Häusler, Schule, Industrieschule, ein Bahnhof (mit Restauration), ein Cementdielen- und Holzfaserplattenwerk (außer Betrieb) und zum Hausgut gehörig: ein Erbpächter (Wasserheilanstalt, Gast- und Schankwirtschaft), zwei Häusler, (ein Schankwirt) hält monatlich Schweinemarkt ab, Schultze: Hehl Der Schultheiß oder Schuldheiß (von althochdeutsch: sculdheizo, latinisiert (mlat.): scultetus) bezeichnete einen in vielen westgermanischen Rechten auftretenden Gerichtsbeamten, „der Schuld heischt“, d.h. der im Auftrag eines Herren (Landesherrn, Stadtherrn, Grundherrn) Abgaben einzieht oder Verpflichtungen auferlegt. Sprachliche Varianten des Schultheißes sind Schulte oder Schulze. |
1903 | Wismar (nach Pfandverzicht Schwedens) wird endlich wieder mecklenburgisch |
1907 | Eine befestigte Straße vom Bahnhof nach Hohen Viecheln über den Wallensteingraben wird gebaut |
1914 – 1918 | erster Weltkrieg |
1914 | Bau der Mühle Kleinen |
1915 | Kleinen erhält die Bezeichnung „Bad“ |
1916 | Die Mühle wird in Betrieb genommen |
1919 | Wahl in Mecklenburg – Schwerin zugunsten des Reformlagers (SPD und DPP). |
1920 | Eine neuen Verfassung für das Land tritt in Kraft (Wahlrecht zum Landesparlament und Gemeindevertretungen) |
1922 | Die Wasserheilanstalt muss verkauft werden. |
1923 | Poststation, vier Höfe (eine Wasserheilanstalt, Arzt, Gastwirtschaft), 6 Büdner (ein Schmied), 90 Häusler (drei Gastwirtschaften), zwei Schulen, Industrieschule, Häusler-Station, Arzt, Bahnhof (Gastwirtschaft) Schulze: Levermann |
1924 | Wahl in Mecklenburg – Schwerin zugunsten des konservativen Lagers (DNVP und DVP) (Joachim Freiherr von Brandenstein) |
26. Juli 1925 | Gottlob Frege stirbt in Bad Kleinen (Der „Aristoteles der Neuzeit“) |
1926 – 1929 | Die SPD regiert noch einmal (Paul Schröder). |
1927 | Bad Kleinen zählt 490 Einwohner. Die Diana-Apotheke wird eröffnet. Das Postgebäude wird errichtet |
1929 | Die Wahl auf Landesebene wird durch die „Einheitsliste Nationaler Mecklenburger“ gewonnen. |
1930 | Poststation, zwei Hofbesitzer, ein Genesungsheim (zwei Ärzte), eine Gastwirtschaft, ein Sanatorium mit Arzt, 7 Büdner (ein Schmied), 80 Häusler (zwei Hotels, zwei Gastwirtschaften), zwei Schulen, Gewerbeschule, Häuslerstation, zwei Ärzte, Tierarzt, Zahnarzt, Bahnhof (Gastwirtschaft), eine Motormühle, eine Motorsägerei, eine Motortischlerei, 17 Beamtenwohnhäuser, Schulze: Rentner Fritz Paetsch |
1932 | Die NSDAP gewinnt die Wahlen auf Landesebene |
1933 | Es werden beide Länderparlamente unter Ausschluss der Kommunisten und der SPD aufgelöst |
1934 | Mecklenburg – Schwerin und Mecklenburg – Strelitz vereinigen sich. |
1938 | Poststation Bad Kleinen, 926 Einwohner, 354 Hektar Fläche |
1939 – 1945 | Zweiter Weltkrieg |
2. Mai 1945 | Besetzung durch Englische Truppenverbände |
1. Juli 1945 | Übernahme durch die Sowjetarmee |
28. August 1945 | Befehl Nr. 40 der sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) ab 9. Juli 1946: Anordnung über Schulbeginn und Entnazifizierung der Lehrerschaft |
1945 – 1946 | Bodenreform |
1. Oktober 1945 |
Schulbeginn in allen Klassenräumen im alten Schulhaus, aber auch in anderen Räumen. |
1948 | Die Mühle wird „Volkseigentum“ und wird erweitert, um Getreide aus den umliegenden Kreisen und Importe zu verarbeiten. |
31. August 1950 |
3.442 Einwohner, 147 Einwohner/km², (vermutlich einschließlich Flüchtlinge bzw. Umsiedler). Fläche: 23,45 km² |
1957 | Bau der neuen Schule im Ortszentrum |
1959 | Einweihung der neuen Schule |
ca. 1970 |
Der Dichter und Schriftsteller Werner Lindemann (und mit ihm sein Sohn Till Lindemann, der spätere Sänger der Band Rammstein) zieht nach Wendisch-Rambow |
1976 | Die Schule erhält den Namen „Hermann Duncker“. Hermann Ludwig Rudolph Duncker (* 24. Mai 1874 in Hamburg, † 22. Juni 1960 in Bernau) war ein deutscher Politiker und Gewerkschaftsfunktionär. |
1. September 1984 | Übergabe eines weiteren Schulneubaus für die Oberstufe |
31. Dezember 1989 | Wohnungsbestand: 1335 |
9. November 1989 | Die DDR öffnet ihre Staatsgrenzen |
30. Juni 1990 | Die Gemeinde Bad Kleinen zählt 3.593 Einwohner |
1990 | Erste Kommunalwahl nach der Wende, Hans Kreher (FDP) wird Bürgermeister |
27. Juni 1993 | Während eines Antiterror-Einsatz werden auf dem Bahnhof in Bad Kleinen der GSG 9 Beamte Michael Newrzella und der mutmaßliche Terrorist Wolfgang Grams erschossen |
1994 | zweite Kommunalwahl Siegfried Friese (SPD) wird Bürgermeister |
1995 | Beginn der Bebauung Baugebiet Gallentin |
1996 | Beginn der Bebauung Wismarsche Straße |
8. Juni 1996 | Erstes Bahnhofsfest „100 Jahre Eiertunnel Bad Kleinen“ |
11./12. Juli 1998 | zweites Bahnhofsfest „150 Jahre Eisenbahnstrecke Schwerin – Bad Kleinen – Wismar“ |
1999 | Dritte Kommunalwahl Siegfried Friese (SPD) wird als Bürgermeister bestätigt |
2003 | Die Gemeinde Bad Kleinen hat 3890 Einwohner |
4. – 6. Juli 2003 | Bad Kleinen begeht 825 Jahrfeier |
Juni 2004 | Kommunalwahl in Bad Kleinen, Hans Kreher (FDP) gewinnt in einer Stichwahl und wird Bürgermeister |
27. Oktober 2004 | Die Ämter Bad Kleinen und Dorf Mecklenburg werden aufgelöst und bilden mit Zustimmung des Innenministers des Landes Mecklenburg-Vorpommern das gemeinsame „Amt Dorf Mecklenburg – Bad Kleinen“ mit den Gemeinden Bad Kleinen, Bobitz, Dorf Mecklenburg, Groß Stieten, Hohen Viecheln, Lübow, Metelsdorf, Schimm und Ventschow. Die Gemeinden Barnekow und Gägelow werden zugeordnet. Zwei Amtsgebäude, Dorf Mecklenburg und Bad Kleinen bleiben erhalten |